Antrag

Aberkennung Ehrenbürgerwürde Bernhard Winter

Für die nächste Sitzung des Kulturausschusses am 14.05.2024 und den darauf folgenden Allgemeinen Ausschuss, Verwaltungsausschuss und den Rat bitten wir um Aufnahme des Tagesordnungspunktes Aberkennung Ehrenbürgerwürde Bernhard Winter auf die Tagesordnung.

 

Beschlussvorschlag:

1. Die von der Stadt Oldenburg 1961 verliehene Ehrenbürgerwürde an Bernhard Winter wird aberkannt.

2. Die Internetseite der Stadt Oldenburg über die Ehrenbürger wird überarbeitet. In den Biographien der Personen, denen die Ehrenbürgerwürde aberkannt wurde, wird über die kritischen Aspekte im Lebenslauf und die Hintergründe der Aberkennung  informiert.

 

Begründung:

Die höchste Auszeichnung, die eine Stadt ihren Bürgerinnen und Bürgern verleihen kann, ist die Ehrenbürgerwürde. Ausgezeichnet werden Persönlichkeiten, die sich in herausragender Weise um das Wohl oder das Ansehen ihres Ortes verdient gemacht haben. Bei der Verleihung des Ehrenbürgerrechts wird ein hoher Maßstab angelegt. Ein hoher Maßstab bedeutete aber auch, die verliehenen Ehrenbürgerrechte von Zeit zu Zeit kritisch zu überprüfen sind, weil sich durch Erschließung neuer Quellen eine Bewertung wandeln kann. 

Oldenburg war trauriger Vorreiter mit einer nationalsozialistischen Alleinregierung im Deutschen Reich. Die „Volksabstimmung“ am 19. August 1934 brachte dem Hitlerregime in Oldenburg eine Zustimmung von 89,4 Prozent. 1935 wurden Adolf Hitler, wenig später auch Carl Röver, die Ehrenbürgerrechte der Stadt Oldenburg verliehen. 1948 wurden diese ihnen wieder entzogen. 

Auch August Hinrichs und Paul v. Hindenburg waren Ehrenbürger der Stadt.  Ihnen wurde 2015 nach einer wissenschaftlichen Studie und breiten Debatte über Oldenburger Straßennamen und die Verstrickungen der Namensgeber in das nationalsozialistische System ebenfalls die Ehrenbürgerwürde entzogen. Die vom Rat zur Bewertung der wissenschaftlichen Untersuchung berufene Kommission hatte damals Vorschläge zum Umgang mit dem Thema erarbeitet und beschlossen, über neun Personen einen öffentlichen Diskurs zu führen und die Lebensläufe einer vertiefenden historisch-kritischen Bewertung zu unterziehen. Warum damals Bernhard Winter nicht in die kritische Bewertung aufgenommen wurde, erscheint aus heutiger Sicht nicht nachvollziehbar.  Auch Bernhard Winter sollte kein Oldenburger Ehrenbürger sein. 

In der Studie heißt es u.a.: Als Vorsitzender des Oldenburger Künstlerbundes äußerte Winter 1933 seine „besondere Freude“ darüber, „daß der Oldenburger Künstlerbund stets für eine bodenständige Kunst eingetreten sei und den Kampf gegen das Undeutsche und Fremde geführt habe“. In der Heimatkunst sah er „ein Bollwerk [...] gegen artfremde Einflüsse“ und offenbarte in seinen Äußerungen schon vor 1933 einen rassistischen und völkischen Geist, als er von „Völkern unterarteter Rasse“ und vom „gesunden Rasseninstinkt“ in der Kunst sprach. Winter wurde im „Dritten Reich“ in Oldenburg von der Regierung gefördert und geehrt. Neben der 1941 verliehenen Goethe-Medaille erhielt er 1943 den Gaukulturpreis. Es gibt keine Anhaltspunkte dafür, dass sich Winter dem Einfluss der Nationalsozialisten zu entziehen versuchte. Vielmehr war er bemüht, dass seine Kunst der kulturpolitischen Ausrichtung im Nationalsozialismus entsprach, in dem diese das Deutschtum und das „Nordische“ sowie die Ablehnung des „Fremdtums“ betonte. 1961, drei Jahre vor seinem Tod, wurde Winter dann die Ehrenbürgerwürde Oldenburgs verliehen.

Auch wenn die Ehrenbürgerschaft mit dem Tod endet, stellt die symbolische Aberkennung ein politisches Zeichen dar. Erinnerungskultur und eine kritische Auseinandersetzung mit unserer Geschichte halten wir gerade in der heutigen Zeit für außerordentlich wichtig. 

 

Mit freundlichen Grüßen für die Ratsfraktion

Dr. Rima Chahine, Tim Harms, Andrea Hufeland, Jutta Schober-Stockmann 

 

Fotonachweis: © Stadtmuseum Oldenburg