Rede von Nicolai Beerheide

Spielende Kinder in der Innenstadt

Nicolai Beerheide

Rede im Rat am 30.09.2024 zu TOP 15.3 Schaffung eines Spielplatzes in der Innenstadt (Fraktionen SPD und Bündnis 90/Die Grünen vom 27.08.2024)

Es folgt ein seltenes Ereignis: ich werde als Grüner mir eine Autowerbung als Vorbild nehmen

Sehr geehrter Herr Vorsitzender,

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

sehr geehrte demokratische Kolleg*innen und Zuschauende,

kennen sie noch diese eine Porsche Werbung? Ein junge kommt zu einem Autohaus und anstatt, dass er weggeschickt wird, bevor er auf dem Fahrzeug Fingerabdrücke hinterlässt, lässt ihn der Händler in das Auto einsteigen. 

Und so geht das immer weiter, der Junge kommt, darf einsteigen. Bis er alt genug ist, selber ein Auto fahren zu dürfen und sich dann was kauft? Na klar, ein Lastenfahrrad. 

Nein, natürlich kauft er sich einen Porsche und an diesem Punkt muss ich dann meiner Fraktion zu liebe mit dem Beispiel aufhören.

Was können wir daraus lernen? Früh übt sich! Wenn Kinder und Jugendliche früh einen positiven Bezug zur Oldenburger Innenstadt haben, kehren sie später öfter dahin zurück. Denn hier wissen sie, sie sind willkommen und das es auch ein Ort für sie ist.

Meine Damen und Herren, die Coronapandemie hat eines gezeigt. Eltern haben kaum einen Grund mit Kindern die Innenstadt zu besuchen, wenn die Geschäfte geschlossen sind. 

Viel zu groß ist das Risiko, dass das Kind langeweile verspürt und dann keine adäquate Beschäftigung vorhanden ist. Dieses Problem wird mir im Bekanntenkreis häufig geschildert.

Die Verwaltung hat dies selbst erkannt und zwischen Schloss und Schlosshöfe einen – zugegeben etwas lieblosen – Spielcontainer aufgestellt. Es mangelt also tatsächlich an Spielmöglichkeiten.

Dieser Spielcontainer reicht bei weitem nicht aus.

Ziel muss es sein, den Kindern und Eltern auch außerhalb von Konsum einen Grund zu geben, die Innenstadt aufzusuchen. Das ist auch wichtig  für die gerechte Rollenverteilung zwischen Eltern. 

Denn wir sollten uns nicht nur für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf einsetzen, sondern auch für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und öffentlichem, gemeinschaftlichen Leben. 

Denn wenn sich Eltern vor jedem Innenstadt Besuch die Frage stellen:  „Passt Du zu Hause jetzt auf die Kinder auf oder ich?“ Dann bieten wir Familien nicht die Chance, Care-Arbeit gerecht aufzuteilen und beiden einen Besuch in der Innenstadt zu ermöglichen, zusammen mit den Kindern.

Daher zu letzt noch ein Argument: Natürlich gibt es eine Konkurrenz um die Flächen im Innenstadtbereich zwischen Veranstaltungen, Märkten und den Nutzern der Innenstadt. 

Der Spielplatz hilft auch den Veranstaltungen in der Innenstadt. Wir sind überzeugt, dass es sich um einen guten Kompromiss handelt.

Denn die Veranstaltungen und Märkte können davon profitieren, wenn die Eltern als Besucher mit Ihren Kindern ebenfalls einen Ort haben.

Zudem bringt es zusätzliches Leben auf den Schlossplatz. Oder um es mit den Worten des Stadtplaners Jan Gehl zu sagen: 

„Wenn ein öffentlicher Raum in der Stadt belebt und attraktiv genug ist, zieht er automatisch weitere Menschen an.“ Und was belebt einen Platz mehr, als spielende Kinder?

Um noch einmal auf das Beispiel am Anfang zurück zu kommen: Was steht für mehr Attraktivität? Ein Ort an dem ich nicht willkommen bin, weggeschickt werde oder selber möglichst schnell wieder weg möchte? Oder an dem ich meine Begeisterung und Faszination – und bei Kindern ist es das Spielen - ausleben darf?

Ich bitte daher um Ihre Zustimmung

Vielen Dank