Rede von Maik Niederstein

Gesund ernähren ist möglich

Maik Niederstein

Rede im Rat am 24.02.2025 zu TOP 11.1 Ernährungsstrategie

 

Meine Damen und Herren,

  1. Gesund
  2. Nachhaltig
  3. Sozial gerecht

Unter diesen Schlagworten steht die Ernährungsstrategie, die wir heute Abend beschließen und für die wir uns als GRÜNE sehr eingesetzt haben. Warum ist diese Strategie nötig? Das wird ja teilweise bezweifelt. Ich erschlage Sie jetzt mit ein paar Zahlen, bitte schnallen Sie sich gut an:

1. Gesund: 9 von 10 Jungen und 8 von 10 Mädchen in Deutschland essen nicht genug Obst und Gemüse. Damit fehlen den meisten Kindern in ihrer entscheidenden Wachstums- und Entwicklungsphase wichtige Nährstoffe. Deshalb geht der Änderungsantrag von BSW am Problem vorbei. Sie mögen hier ihren Kulturkampf für die Bratwurst führen, aber Obst und Gemüse, nicht Fleisch und Milch ist es, was Kinder in Deutschland zu wenig zu sich nehmen. Deshalb lehnen wir Ihren Änderungsantrag natürlich ab und ich werbe nochmal für Zustimmung zur Ernährungsstrategie, die mit Maßnahmen wie Ernährungsbildung, Schulgärten und leckerem Essen in den Mensen und Kitas das reale Problem angeht.

2. Nachhaltig: 21 % der klimaschädlichen Gase stammen aus der Landwirtschaft. Alle Flugzeuge der Welt: 3 %. Landwirtschaft 21 - das Siebenfache. Die jetzige Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion – energieintensiv, mit Pestiziden, großen aufgeräumten Feldern usw. – ist nicht dauerhaft tragbar. Das wissen auch viele Landwirte im Oldenburger Land, von denen so manche auf Bio umstellen möchten, aber vom Markt, den Vorschriften und Strukturen daran gehindert werden. Oder die vielleicht weiter konventionell wirtschaften möchten, aber regional vermarkten, die aber für den Export produzieren müssen, weil die regionalen Abnehmer fehlen und die verarbeitenden Betriebe. Das will die Ernährungsstrategie unter anderem mit dem Aufbau regionaler Lieferketten konkret ändern. Es ist also gerade eine Ermöglichungs- und Angebotsstrategie, das finde ich sehr gelungen.

3. Sozial gerecht: Wieviel kostet es, ein Kind gesund zu ernähren? 2021 war die Antwort 4,79 € pro Tag für Mädchen und 5,80 € für Jungen im Alter von 14 Jahren bei vegetarischer Ernährung. Warum vegetarisch? Weil das die günstigste Art ist, sich gesund zu ernähren. Der Regelsatz für Lebensmittel in der Existenzsicherung, damals Hartz IV, lag bis zu 2,25 €, also fast die Hälfte, darunter – jeden Tag. Aus Hartz IV wurde Bürgergeld, sonst hat sich kaum etwas geändert: Es ist in der Existenzsicherung schlicht nicht vorgesehen, sein Kind gesund ernähren zu können! Auch bei einem niedrigen Arbeitseinkommen ist das kaum möglich. Das möchte ich allen hinter die Ohren schreiben, die von privaten Entscheidungen reden und bei allen Änderungsvorschlägen aufschreien, wir wollten eine bestimmte Ernährungsweise vorschreiben. Andersherum wird ein Schuh draus: Reale Nöte zwingen heute Menschen zu ungesunder Ernährung, ein Skandal den all diejenigen hinnehmen, die selbst davon sprechen, nicht „vorschreiben“ oder „bevormunden“ zu wollen.

Deshalb brauchen wir die Ernährungsstrategie hier vor Ort. Im Ergebnis beschließen wir 68 Handlungsansätze, damit gesunde, nachhaltige Ernährung in Oldenburg nicht am Geldbeutel scheitert.

Mein großer Dank gilt den Vertreter:innen von über 50 Institutionen, Vereinen und Unternehmen, die an der Erstellung der Strategie mitgewirkt haben und sie auf eine breite fachliche Basis gestellt haben. 

In der Umsetzung sind wir auf die tatkräftige Mitwirkung der ganzen Stadt angewiesen. Jede Schule, jeder Verein, jedes Unternehmen, jedes Amt der Stadtverwaltung möchte ich aufrufen zu überlegen, wo sie sich beteiligen möchten. Das Klima, die Wirtschaft und die Kinder in der Stadt werden es Ihnen danken.