Rede Andrea Hufeland in Ratssitzung am 17.06.2024 zu TOP 11.4 Beitritt der Stadt Oldenburg in das Netzwerk der Biostädte
Um der Klimakrise zu begegnen brauchen wir vielschichtige Lösungen. Der Bereich Ernährung und Landwirtschaft spielt dabei weltweit eine zunehmend große Rolle. Als öffentliche Einkäufer haben wir mit einer nachhaltigen Beschaffung von Lebensmitteln Einfluss auf Umwelt und Klima. Biolebensmittel bieten hier ein großes Potenzial. Sie tragen bei zum Schutz des Trinkwassers, zur Biodiversität, Bodenfruchtbarkeit, zur Klimaanpassung und zum Klimaschutz.
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, das niedersächsische Landwirtschaftministerium, die Vereinbarungen zum Niedersächsischen Weg und die Verbraucher:innen ohnehin fordern daher die Ausweitung von ökologischer Landwirtschaft. 2022 arbeiteten in Deutschland ca. 37 000 Betriebe mit einen Flächenanteil von 11,2 % nach den Regeln des ökologischen Landbaus. Die Bedeutung variiert allerdings regional beträchtlich. Der relative Flächenanteil reichte im Jahr 2022 von knapp 21 % im Saarland, knapp 17 % in Brandenburg und Hessen bis zu knapp 6 % in Niedersachsen. Niedersachsen ist damit Schlusslicht.
Im Rat haben wir die Erarbeitung einer Ernährungsstrategie beschlossen. Der Maßnahmenkatalog, der in einem großen Beteiligungsprozess erarbeitet wurde und Grundlage für die Oldenburger Ernährungsstrategie ist, liegt nun vor und die Verwaltung hat im letzen ASUK zugesichert, dass sie im Oktober den Entwurf vorlegen will. Bestandteil einer kommunalen Ernährungsstrategie ist neben vielen anderen Maßnahmen auch die Förderung von Anbau, Verarbeitung, Vermarktung und Verwendung von regionalen Biolebensmitteln. Dabei geht es nicht um 100% Bio überall oder gar eine Ablehnung von kleinen konventionell arbeitenden Landwirten in der Region, die gute Arbeit machen.
Ein Beitritt zum Netzwerk der Biostädte ist für uns sehr sinnvoll. Delmenhorst hat es uns gerade vorgemacht und ist nun auch dabei. Das Netzwerk der Biostädte ist ein Zusammenschluss von Kommunen, die die ökologische Landwirtschaft und das Lebensmittelangebot vor Ort fördern möchten. Im Vordergrund des Netzwerkes stehen Erfahrungsaustausch, gemeinsame Projekte, die Akquise von Fördermitteln und öffentlichkeitswirksame Aktionen. Mitmachen kann jede Kommune, die sich für mehr Bio engagieren will. Die Stadt braucht einen Ratsbeschluss und selbstgesteckte Ziele. Möglichkeiten gibt es viele. Jede Stadt setzt dabei ihre eigenen Schwerpunkte – und lernt von den Erfahrungen der anderen.
Biostädte haben seit vielen Jahren Erfahrungen mit der Beschaffung und dem Einsatz von Produkten aus ökologischem Anbau. Sie haben Erfahrung mit dem Aufbau regionaler Netzwerke zwischen Erzeugern aus dem Umland und Abnehmern in der Stadt. Sie knüpfen Verbindungen zwischen Betrieben und Bildungseinrichtungen. Sie betreiben aktive Wirtschaftsförderung, etwa indem sie ein gemeinsames Biomarketing organisieren. Öffentlichkeitsarbeit wird großgeschrieben. Sie informieren die Verbraucher:innen, geben Einkaufs- und Gastronomieführer heraus oder veranstalten Biowochen. Dabei arbeiten sie meistens eng mit örtlichen Bildungseinrichtungen, Umweltverbänden und Initiativen zusammen, die Kochaktionen, Hofbesichtigungen oder das Anlegen von Schulbeeten unterstützen. Wichtig ist auch die Beratung von Großküchen und Kantinen zum möglichst kostenneutralen Einsatz von mehr Bioprodukten.
Es ist immer sinnvoll, sich in Netzwerken auszutauschen, voneinander zu profitieren und Synergien zu nutzen. Wir müssen nicht das Rad neu erfinden. Das würde nur unnötige personelle und finanzielle Ressourcen verschwenden.
Biostadt zu sein, ist keine Auszeichnung, sondern eine Verpflichtung, sich auf den Weg zu machen. Und genau das wollen wir. Für unseren Planeten, für unsere Umwelt, für die nächsten Generationen.